Samstag, 2. Juni 2018

Menschen, die auf Fremde starren: Mein erstes Mal beim Weekly Eye Contact Munich

„Warum machst du hier mit?“
„Weil ich Angst habe, Menschen in die Augen zu schauen.“
Es hat etwas vom Treffen einer Selbsthilfegruppe, nur dass die Stühle in dem schwülen Raum irgendwo im Glockenbachviertel nicht in einem Kreis angeordnet sind, sondern in Zweierreihen. Hier sollen sich gleich jeweils zwei Fremde gegenübersitzen und sich tief in die Augen schauen. Schweigend. 15 Minuten lang. Danach sucht man sich das nächste Blick-Opfer. Insgesamt zwei Stunden Meditation am Gegenüber. Dies ist das Konzept des wöchentlichen Eye Contact Experiments. Wo sonst kann man seine Comfort Zone verlassen und dabei bequem sitzen bleiben? Naja, so bequem wie es Klassenzimmer-Stühle eben zulassen.

„Was auch immer an Emotionen in euch hochkommt – lasst sie zu. Lacht, wenn ihr lachen müsst und weint, wenn ihr weinen müsst“, erklären unsere Blick-Coaches bei der Einführung. Puh. Was sagt es über mich als Mensch aus, wenn mein Gegenüber mich keine Viertelstunde anschauen kann, ohne in Tränen auszubrechen? Der einzige größere Ego-Gau wäre, wenn mir selbst die Tränen kommen.

Die große Platzsuche beginnt. Ich habe beim Hereinkommen bereits einige Menschen erspäht, die mir als Blickpartner sympathisch sind – sympathisch in dem Sinne, dass mir der Gedanke, sie minutenlang anzustarren, weniger Angst einjagt als bei anderen. Leider sind diese Wunschkandidaten bereits besetzt. Aber ich habe noch Glück und setze mich einem großen jungen Mann gegenüber, dessen Ausstrahlung auf mich warm und beruhigend wirkt.

Sinn und Zweck der viertelstündlichen Blickduelle ist es, Fremden näher zu kommen, als es der Alltag zulässt. Umso schlechter ist mein Gewissen, da ich – wie bei allen Ausflügen außerhalb meiner Comfort Zone – zunächst mehr mit mir selbst beschäftigt bin als mit allem anderen. Stimmt meine Körperhaltung? Was ist das perfekte Verhältnis zwischen lächeln und ernst gucken? Was soll mein Gegenüber in mir sehen? Kann ich überhaupt beeinflussen, was mein Gegenüber in mir sieht? Ich setze mich stocksteif hin. Sicher ist sicher.

Manche schütteln sich die Hände, stellen sich einander vor, was seltsam geschäftlich anmutet. Meditation oder Meeting? Ich nuschele etwas, von dem ich hoffe, dass es als Small-Talk durchgeht. Manche Blick-Paare scheinen sich bereits zu kennen und verstehen sich blendend. Ich weiß nicht, ob 15 Minuten Anstarren bei Bekannten oder gar Freunden einfacher wäre – oder umso schwieriger, weil die rettende Distanz fehlt?

Es geht los. Mein Herz rast. Vielleicht war der Spezi vorhin keine gute Idee. Aber normalerweise kann ich doch literweise Koffein konsumieren – wenn ich nicht gerade minutenlang still sitzen und mich auf eine Sache konzentrieren muss.

Noch fällt es mir schwer, mich ausschließlich auf das graublaue Augenpaar vor mir zu fokussieren, denn dann fangen meine Augen sofort zu brennen an und meine Brille scheint zu beschlagen. Stattdessen studiere ich das Gesicht meines Blickpartners. Wenn ich nur nicht so eine Mimik-Legasthenikerin wäre, könnte ich vielleicht entschlüsseln, was hinter jedem Lächeln, Lippenlecken, Kopf-Schief-Legen und Augen-Zusammenkneifen steckt. So aber bin ich meiner Fantasie, meinen eignen Projektionen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Auch nach „Anpfiff“ tuschelt und kichert das Paar neben mir munter weiter. Das ist nicht fair. Wir dürfen uns doch nicht unterhalten. Ich will „Psst“ sagen. Soll ich „Psst“ sagen? Wie gebe ich einem einem einzigen „Psst“ genug Lässigkeit mit, sodass es nicht oberlehrerhaft wirkt, aber dennoch genug Autorität, um die Tuscheltäubchen tatsächlich zum Verstummen zu bringen? Ich traue mich. Kurz nach meinem „Psst“ geht die Unterhaltung wieder los. Ich fühle mich, als ob ich versagt hätte. Immerhin grinst mein Blickpartner – ich glaube, er fand die Aktion stark. Was ein wenig tröstlich ist, denn aus irgendeinem Grund weckt er in mir das Bedürfnis, ihm zu gefallen. Als Mensch. Als Persönlichkeit.

Entgegen der Ankündigung gibt es zum Glück keine Weinkrämpfe. Dafür jede Menge Gelächter, vor allem bei meinem zweiten Blickpartner. Ja, ich habe tatsächlich die erste Viertelstunde ohne Weinkrämpfe oder Ohnmachtsanfälle hinter mich gebracht und werde nun mit einem schelmischen braunen Augenpaar belohnt. Der Inhaber dieses Augenpaars warnt mich gleich vor, dass er vermutlich viel lachen und Blödsinn machen muss. Wegen der Nervosität. Solange er nicht auf die Idee kommt, sich während der Viertelstunde zu unterhalten, ist mir das recht.

Seine lockere Ausstrahlung animiert mich dazu, mich lässiger hinzusetzen. Großer Fehler. Unter mir knackt der Stuhl verdächtig. Sogleich bereue ich jeden Döner, jeden Burger und jeden Eisbecher, den ich jemals konsumiert habe. Was, wenn der Stuhl unter mir zusammenbricht? Eine Bekannte hat sich neulich auf ähnliche Weise das Steißbein angebrochen. Nur konnten ihren Sturz nicht so viele hochkonzentrierte Augenpaare verfolgen.

Mit intaktem Steißbein und, dank der Pantomime-Einlagen meines Blickpartners, etwas entspannter geht es weiter mit einem älteren Herren, dessen durchringender Blick mich fasziniert – und wohl nervöser macht, als ich es mir eingestehe. Denn hinterher fragt er mich mit einer fast väterlichen Besorgnis, ob ich mich denn wohl gefühlt hätte in dieser Viertelstunde. Offenbar hat meine Körperhaltung äußerst angespannt gewirkt. Nichts entgeht diesem Blickpartner. Wie sich herausstellt, fotografiert er in seiner Freizeit gerne Porträts und nimmt deshalb Menschen besonders intensiv wahr.

Mein nächstes Blick-Opfer ist eine Dame. Genau wie ich hat sie sich dieses Mal bewusst für eine weibliche Blickpartnerin entschieden. Für die Frauenquote. Beim Weekly Eye Contact starren tatsächlich mehr Männer als Frauen, entgegen meiner Erwartung, dass ein solches Event für die meisten Herren der Schöpfung doch zu touchy-feely wäre – obwohl sich hier nur Blicke berühren. Bin ich sexistisch?

Ich muss den Drang unterdrücken, ab und zu vor diesem Augenpaar wild zu fuchteln oder zu schnipsen, um meine Blickpartnerin aus ihrer unnatürlich anmutenden Ruhe zu bringen. Kein Zappeln, kein Zupfen an der Kleidung, kein Bequemer-Hinsetzen. Sogar ihr Blinzeln scheint sich mit meinem sychnronisiert zu haben, denn ich erwische sie nie dabei. Vielleicht sitzt mir die Bemerkung des Vorgängers noch in den Knochen, vielleicht bin ich inzwischen warm geworden, oder vielleicht liegt es an der Statik der Fremden: In jedem Fall stelle ich an mich selbst nicht mehr den Anspruch, möglichst ruhig dazusitzen. Denn die Statuen-Impression meiner Blickpartnerin kann ich ohnehin nicht überbieten. Überwältigt von ihrer Ruhe, studiere ich umso intensiver jede kleinste Asymmetrie in ihrem Gesicht. Sie meditiert regelmäßig, wie sich beim Gespräch hinterher herausstellt. Die erste Nicht-Überraschung an diesem Sommerabend.

Mein nächster und letzter Blickpartner macht nicht zum ersten Mal beim Weekly Eye Contact mit, sondern zum zehnten. Dies würde auch die routinierte Ausstrahlung erklären. Auf meine Frage hin, was ihn daran reizt, regelmäßig insgesamt zwei Stunden seiner Zeit dem Starren zu widmen, kommt eine Antwort, die noch ehrlicher und intimer ist als die bisherigen Blickduelle:
„Weil ich Angst davor habe, Menschen in die Augen zu schauen.“

Sonntag, 24. Januar 2016

Eine Art Abschiedsbrief

Ich bin mit 22 Jahren am Freitag, den 22. Januar, zum ersten Mal in meinem Leben mit dem Tod in Berührung gekommen.

Meine Großeltern leben alle seit Jahren nicht mehr. Aber von ihrem Tod zu hören, löste in mir nichts außer einem Schulterzucken aus. Sie hatten im Ausland gelebt. Die Male, die ich sie gesehen hatte, kann man an einer Sägeunfall-Hand abzählen. Ihr Leben und ihr Tod – wie für mich bisher jedes Leben und jeder Tod – waren für mich eher ein theoretisches Konzept, eine Idee.

Ich kam mit dem Tod zum ersten Mal in Berührung, als Smoky diesen Morgen zwischen Hausflur und Wohnzimmer lag, alle Viere von sich gestreckt wie eine Comic-Katze. Diese Pose löste in meinem jungfräulichen Hirn den Gedanken aus: "Das muss doch unbequem sein ... für ein Tier, das lebt."

Ich hob seinen Kopf an, der schlaff hinunterhing. Die Augen waren offen und milchig. Ich zog seine Augenlider weiter auf. Keine Reaktion. Ich zog ihn sogar am Schwanz – welche Katze lässt sich das gefallen, außer sie ist zu weit weg, um das zum merken?

Nur eine Blasenentzündung, hieß es zunächst. Nichts, was man nicht mit einer Spritze Antibiotikum und etwas sündhaft teurem Feliwell (mehr Cat-Lady-Merchandise als echte Medizin) in den Griff kriegt.

Nein, ich will an dieser Stelle keine Anklagen erheben gegen Tierärzte, die erst bei einem lebensgefährlichen Harnwegsverschluss Alarm schlugen. Sie hatten den ganzen Dreck herausgeholt, alles geöffnet. Soweit ich das verstanden habe. Ich war nicht dabei, das hatten mir meine Eltern überliefert, weil ich in der Arbeit war und danach unterwegs. Ich wurde richtig gehend aggressiv, als mein Vater mich mitten auf der Arbeit unter Tränen anrief, um mir zu sagen, dass es Smoky nicht gut ging. Ich verstand den Aufstand nicht. Tiere können doch auch krank und wieder gesund werden. Und überhaupt sind alle unsterblich.
 
Sie schickten Smoky heim und meinten, es gäbe eine winzig kleine Überlebenschance. Was für meine Eltern und mich direkt übersetzt wurde in: "Er wird wieder gesund." Wieso auch nicht? Smoky war erst drei! Und einem Kater, der es schaffte, ein Snackwürstchen samt Verpackung zu verschlingen und intakt wieder auszuscheiden (Katze intakt, Packung auch) – dem passiert schon nichts.

Ich will nicht über die Krankheit reden. Dazu habe ich auch nicht viel zu sagen. Als es Smoky anfing, schlecht zu gehen, war ich in der Arbeit, in der Berufsschule, mit Freunden unterwegs oder bei meinem Freund. Es gab genug Tage, an denen ich Smoky nicht zu Gesicht bekam oder nur als grauen Schatten in meinem Gesichtsfeld wahrnahm; das Vibrieren des Schnurrens unterschied ich kaum vom Summen des Computers, wenn ich Skyrim spielte und er zuschaute. Es gab Tage, da hatte sich Smoky in seiner ureigenen Manier auf den Rücken gewälzt, um den Bauch gekrault zu bekommen, und ich war zu faul, ihn zu streicheln. Die Katze zu streicheln, die in mein Bett kam, mein Gesicht mit der Pfote anstupste und meinen Brustkorb tretelte. Während ich das schreibe, liege ich erkältet im Bett und weiß, niemand wird auf meinem ohnehin schweren Brustkorb treteln. Niemand wird vom Schreibtisch auf die Kommode und von dort aus auf meinen Kleiderschrank springen in einer solch übermenschlichen – überkätzischen? - Manier, dass ich mich aufgehört hatte, zu wundern, und daran gewohnt war, dass nachts eine graue Gestalt mit leuchtenden Augen auf meinem Schrank wachte, sich putzte, um einige Stunden später mit einem unverwechselbaren "Pompf!" hinunter zu hüpfen. Dieses "Pompf" klingt mit jedem Tastenschlag in meinen Ohren.

Noch immer lasse ich meine Schlafzimmertür einen Spalt offen. Damit der Kater frei durch die Wohnung tigern kann und uns nicht mit Protestkonzerten wachhält, wenn er irgendwo ausgesperrt ist.
Smoky, du warst vielleicht nicht ganz bei Trost, aber dafür gut bei Stimme! Ich hoffe, deine Stimmkunst werden die Rockstars da oben, wo es vielleicht noch verqualmter ist als in unserer Wohnung, zu schätzen wissen. In Menschenjahren wärst du genau 27. Dummer Trend. Katzen sind doch normalerweise keine Mitläufer?!

Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, Teller irgendwo herumstehen zu lassen. "Die Katze soll nicht an die Essenreste!", erwarte ich, meine Mutter zu hören. Aber es kommt kein Schimpfen, nur gelegentlich weinen. Jetzt lasse ich Pizzakartons herumstehen. Ich lasse alles stehen und liegen, wie es gerade passt. Keiner kann darauf herumtrampeln, darauf pinkeln, es zerkauen. Wie das Kabel der neuen Sony-Kopfhörer, das ich einen Tag nach Heiligabend sauber durchgekaut vorkam. Sie liegen als Mahnmal auf den Tisch, und ein Teil fragt sich: Wozu? Und wenn, hättest du dir kein besseres Abschiedsgeschenk ausdenken können? Beim Zerstören warst du doch kreativ.

Jeder weiß, das Internet ist voller Katzen. Aber wisst ihr, wie voll? Vielleicht sollte ich mich endlich aus der Facebookgruppe für Perser-Liebhaber abmelden. Zumindest, bis die Fellkugeln wieder anonyme Fellkugeln werden und nicht Katzen, die nicht du sind.

Ich bin abgeschweift. Ich glaube, das ist so, wenn man aufgewühlt ist. Eigentlich wollte ich über den Tod reden. Bisher sah der Tod für mich so aus: Leute, die man eh nie zu Gesicht bekommt, sind endgültig weg.

Wusstest du damals schon, wohin die Reise ging?
Der Tod ist das Gummi in deinen Gliedern, wie du in meinen Armen hingst. Auf einmal so schwer – daher kommt der Ausdruck "totes Gewicht". Der Tod ist Leere, die schwer wiegt. Ein intakter Körper, den man schütteln möchte, "Wach auf!" Es kann doch nicht sein, dass etwas gleichzeitig da und weg ist! Was weg ist, ist weg!
Der Tod ist, auf ein "Pompf!" zu warrten, das niemals mehr kommt. Der Tpd sind alltägliche Gewöhnheiten, die man automatisch ausführt, bis ihre Sinnlosigkeit einen einholt. Der Tod ist, Türen offen zu lassen, durch die niemand will.
...
Ich weiß, der Tod eines Haustiers mag für manche ein dämlicher Anlass sein, das zu sagen, aber: Ihr Menschen da draußen? Ihr Leute, die ich liebhabe? Bitte fahrt vorsichtig. Achtet auf eure Ernährung, geht regelmäßig zum Arzt. Passt auf euch auf.

Sonntag, 25. Januar 2015

Gastbeitrag: Die Friendzone, ein imaginäres Spiegelei

Als Reaktion auf meinen Beitrag zum Thema Friendzone flatterte mir doch glatt als Antwort ein Essay von einem guten Freund in die Inbox. (Übrigens: Und so, liebe Kinder, friendzoned man männliche Bekannte elegant und indirekt ... hrhrhr. Kleiner Scherz.) Danke Stuzi, dass ich dieses Oeuvre in deinem Namen teilen kann!

Die Friend-Zone - ein imaginäres, in die Pfanne gehauenes Ei


Ein abstrakter Versuch der Fallunterscheidung abseits der gängigen Geschlechterklischees:
(Da Fallunterscheidungen i.d.R. subjektive Erfahrungswerte heranziehen, sind sie keineswegs vor der Klischeekeule gefeit)




Es gibt da diesen einen gewissen Typus Mensch, der hauptsächlich nach einer Liebesbeziehung strebt und deshalb grundsätzlich mit einer Intention für mehr herumläuft. Wir stecken ihn aufgrund wissenschaftlicher Zweckmäßigkeit in ein lebensgroßes Einmachglas und klassifizieren ihn als „Alien.


Nach sorgfältiger Versuchsdurchführung und diverser Allergietests zeichnet sich bereits ein grobes Eigenschaftsprofil ab, welches nun vom Herbert, unserem Laborpraktikanten sorgfältig mit angespitzter Feder und Tinte zu Papyrus getragen wird:


Der Proband nennt die Verhaltensweise sein Eigen, sich nur entsprechende Menschen des anderen Geschlechts herauszupicken, für die ein - für sein Verständnis - großes Potential für traute Zweisamkeit bestünde. Um das zwischenmenschliche Verhalten des Subjektes in freier Wildbahn dokumentieren zu können, mussten drastische Änderungen des Umfeldes realisiert werden, welche einen lebensechten Nachbau des Dschungelcamps im Tierpark Hellabrunn inkludierten. Das nun ersichtliche Rudelverhalten lies die klare Tendenz erkennen, dass für Alien Freundschaft lediglich ein auf dem Leidensweg entstehendes Sekundärprodukt ist, dessen Besitz Freude bereiten kann, jedoch nicht unbedingt die Quintessenz seines Daseins darstellt.


CAUTION: Cyborg activated and approaching:
Die unbekannte Lebensform „Predator“ wiederum überrascht mit gänzlich anderem Umgang mit Menschen. Er besitzt die ungeheuerliche Eigenschaft, in erster Linie das Wesen und nicht das Geschlecht zu sehen und ihm bei entsprechend vorhandener Sympathie eine freundschaftliche Basis als Grundfeste anzubieten.
Trotz dieser Einstellung ist er kein kalter Geselle: Infolge der passenden chemischen Reaktionen inmitten seiner Panzerung, kann die Fähigkeit, mit dem Augenlaser eine Herdplatte zu erwärmen, zu etwas Größerem ausgebaut werden. Denn in seinen Augen ist so manch Herz es wert, entflammt zu werden.


Schaut her, schaut her! Wir betrachten gerade ein äußerst interessantes Phänomen:
Der Balztanz von Alien und dem gerade frisch erspähten Predator, dessen Anmut jedem Kunstturner unmittelbar Angstschweiß ins Gesicht treiben würde...


Egal wie oft Alien seinen Adoniskörper in Brezelform bringt – er schafft er es nicht, den distanzierten Predator von seinem gemeinschaftlichen Backvorhaben zu unterrichten. Aber dies ist natürlich kein Wunder, denn zu jedem Gebäck gehören natürlich eine gehörige Portion Eier. Ohne diese Zutat wird jedes Backvorhaben zu einer trockenen Angelegenheit! Aber lieber den trockenen Kuchen essen und hoffen, dass Predator irgendwann merkt, dass das Backen mit ihm eine tolle Sache ist, als dass er das Risiko einginge, seine Eier in der Pfanne wiederzufinden.


Entgegen jeder Erwartung kommt es zu dem äußerst unwahrscheinlichen Umstand, dass unserem Predator in Anwesenheit des Aliens keine magische Schürze um den Hals fliegt und der Cameo-Auftritt von Meister Proper beim Aufräumen der Backutensilien auch ausbleibt.


Und so nähert sich der Tag, an dem Alien Predator in seine Küche führt und er dann ernüchternd feststellen darf, dass die Ausstechformen für Zimtsterne nicht geeignet sind, um Predators Leibspeise, nämlich Vanillekipferl herzustellen.


Ein bitterböses Grollen und Zischen huscht durch den Raum und lässt die Wände erbeben. Wie von der Mistgabel gestochen rennt Alien ins Freie. Donnernd hallt sein Gebrüll durch die leergefegten Straßen und Gassen: „Erhebet euch, Wesen meiner Zunft! Ich sage euch, Cyborgs sind verlogen und wollen nur eure Eier in die Pfanne hauen! Diese ABSCHEULICHKEITEN haben keine Backkultur und praktizieren ALLE schwarze Magie! Protestiert mit mir zusammen, entfernt eure Schubladen und tackert sie euch auf den Kopf! Setzt ein Statement und verbrennt diese HEXEN! Verbreitet meine Kunde!


Nachruf:


Werte Aliens, werte Predatoren,


möget ihr euch an den Händen fassen und einander verstehen lernen. Auf das ein besseres Miteinander möglich sei! Die Friend-Zone ist wie ein „imaginäres Spiegelei,“ welches jedoch in Wirklichkeit niemals in der Pfanne zerschlagen wird, sondern fast immer unbeschadet wieder beim Herausgeber landet, sollte die ein oder andere Plätzchenform in der Küche fehlen :3


Analogie zum Film:
Was lernen wir daraus? Hätte Alien mit Predator im Vorfeld ein Pläuschchen gehalten, dann wäre man als Team sicherlich nicht von den menschlichen Widersachern ausgemerzt worden und die Unterjochung der Erde hätte ein wenig besser geklappt!


Freitag, 23. Januar 2015

Wer solche Kumpels hat, braucht keine Expartner mehr ...

Obligatorischer Disclaimer: Eigentich wollte ich etwas furchtbar Böses und Satirisches schreiben, um meinen Ruf zu verteidigen. Doch nach einer aktuellen Diskussion ist mir die Lust auf gemeine Späße gründlich vergangen und einem verzweifelten Drang gewichen, die von den bösen Frauen Gegeißelten aufzuklären, falls bei ihnen noch etwas zu retten ist. Ganz wichtig und so banal, dass man es eigentlich nicht ansprechen bräuchte, aber in der Realität immer wieder hervor heben muss: Mir ist bewusst, dass es immer Ausnahmen von der Regel gibt. Dass nicht alle so sind. Frei nach dem Motto "Männer sind Schweine, Frauen aber auch." Beziehungen, generell Zwischenmenschliches, sind keine Wissenschaft. Wenn überhaupt, sind sie mit ihrer mysteriösen Unberechenbarkeit am ehesten mit Alchimie zu vergleichen. Aber am Ende haben uns alle lieb. Zufrieden?


Für die Dating-Welt ist die ominöse Friendzone so etwas wie die Illuminati. Eine Verschwörung, die dazu führt, dass "netteKerle" am ausgestreckten Arm verhungern, während "douchebags" immer Möglichkeiten finden, innerhalb einer unbegrenzten Auswahl williger Opfer einen wegzustecken.


Leute, die sich als Single penetrant über die Friendzone beschwert haben, möchte ich in einer Beziehung niemals meckern hören, wenn ihre Partnerin eifersüchtig ist auf Freunde des anderen Geschlechts. Denn wenn man die Wehklagen eines solchen Friendzone-Opfers ernst nehmen darf, sieht er anscheinend in jeder Freundin verkapptes Beziehungspotential und war in jede von ihnen schon mal hoffnungslos verliebt, jedoch aufs Abstellgleis geschoben worden. Was soll frau dann vom unschuldigen "Wir sind nur Freunde" halten? Und wer möchte mit jemand zusammen sein, der eisern wie ein quengelndes Kind am Lolli, an der Überzeugung festhält, etwas Nettigkeit und Sympathie verpflichtet den Gegenpart dazu, sich sofort in ihn zu verlieben?


Des weiteren haben Menschen, die vehement gegen das Phänomen Friendzone wettern und dabei alle Register des Sexismus ziehen (Nicht vergessen: Frauen sind kaltherzige Succubi, die einene armen Verliebten ins Fegefeuer der Friendzone herabstoßen, um ihn dort jeglicher Energie und monetären Güter zu berauben), in meinen Augen eine etwas verdrehte Vorstellung von Freundschaft und Beziehungen. Aber hey, nachdem sich das Durchschnittsalter dieser Leidensgemeinschaft auf biblische 16-30 Jahre beläuft, haben sie wohl mehr als genug Erfahrungswerte erhoben, um im Brustton der Überzeugung Koryphäen mit "Alle Frauen..." zum Besten zu geben. Nicht reif genug für die Liebe, aber reif genug für Zynismus – so mögen es die Mädels!


Ich finde es unglaublich schade, wie echte Freundschaft ohne den ekelhaften Zusatz "Zone", der längst amputiert gehört, herabgestuft wird zu einer Art sexuellen Reservebank. Jungs, wenn eine Frau jahrelang mit euch befreundet ist und in dieser ganzen Zeit keinerlei weitere Schritte unternommen hat, kann es tatäschlich sein, dass sie es auch niemals tun wird. Und das hat nichts damit zu tun, dass ihr nicht gut genug seid, ganz im Gegenteil: Ihr werdet als Mensch geschätzt. Nur eben nicht als potentieller Beziehungspartner. Ist das für Menschen, die teilweise Master-Abschlüsse vorzuweisen haben, so schwer zu verstehen?




Bedenklich finde ich den Geier-Instinkt vieler männlicher Zeitgenossen, mit eindeutigen Avancen gerade dann aus ihrem Unterschlupf zu flattern, wenn eine "Freundin" an einer Trennung zu knabbern hat. Als hofften sie, in ihrem verwundbarsten Moment würde es der Dame endlich wie Schuppen vor Augen fallen, dass der "Richtige" die ganze Zeit sich in ihrer Nähe versteckt hat. Leider funktioniert das nur in Romanitk-Komödien so. Und die sind selbst für XX-Chromosom-Trägerinnen nur mit viel Alkohol und Knabberkram zu ertragen. Mal ehrlich: Wollt ihr wirklich eine Beziehung auf Basis der Verzweiflung? Gebt ihr euch damit zufrieden, der letzte Strohhalm zu sein, wenn alle Rosen (mit und ohne Dornen) vergriffen sind? Habt ihr so wenig Selbstwertgefühl?


Apropos Selbstwertgefühl: So mancher von Friendzone Befallene schreckt nicht davor zurück, der Angebeteten subtil ein schlechtes Gewissen zu machen, indem er völlig undurchschaubar über seine Bemühungen gegenüber Frauen und sein Pech bei denselbigen klagt. Applaus, Applaus, er hat das System geknackt! Mitleid und Manipulation waren seit jeher die perfekte Basis für eine Beziehung ... oder?


Viele beklagen sich darüber, warum die Frau nicht mit ihnen zusammen sein möchte, obwohl sie doch ganz offensichtlich "der Richtige" für sie sind. Die knallharte Wahrheit: Wenn die Frau keine Beziehung mit euch wünscht, dann seid ihr – trotz aller Bemühungen, aller positiven Eigenschaften und allem Drum und Dran – für diese Frau nicht der Richtige. Aus die Maus. Ab zum Wundenlecken oder in die Männerrechtsbewegung.
Meine Mutter hat einmal etwas sehr Kluges gesagt, das ich an dieser Stelle frei zitieren möchte: "Wie kann sich jemand anmaßen, Liebe zu fordern? Niemand hat ein automatisches Anrecht darauf, geliebt zu werden. Wenn die Menschen das einsehen würden, gäbe es viel weniger Herzschmerz." Etwas zynisch, aber zutreffend. Mit einer Erwartungshaltung – wenn man dies macht, MUSS der L-Effekt eintreten – rennt man oftmals gegen eine Wand.


Da ich als Thought-Catalog-Junkie Listen nun mal liebe, bemühe ich mich mal um eine übersichtlichere Aufstellung von Gründen, warum eine Frau, mit der ihr euch sonst super versteht, euch nicht sofort um den Hals oder in den Schritt fällt. Und ja, es ist nicht bloß eine faule Ausrede - mit Beziehungen kann man eine Freundschaft zerstören. Denn:


  • Freundschaften wahren im Gegensatz zu Beziehungen eine gesunde Distanz, was gerade für Menschen, die mit Ersterem traumatisierende Erfahrungen gemacht haben, eine Oase der Ruhe ist. Egal wie eng man mit einem Menschen befreundet ist, steht er einem niemals so nahe wie der eigene Partner in dem Sinne, dass seine Probleme, Ausbrüche, Macken einen nicht so tief persönlich treffen. Differenzen, die in einer Beziehung ein automatischer Trennungsgrund wären, lassen sich in einer freundschaftlichen Konstellation viel eher sachlich ausdiskutieren. Wenn Partner sich zerkrachen und wieder zusammen kommen, feixt jeder hinter vorgehaltener Hand über "On/Off-Beziehungen". In einer Freundschaft hingegen ist es eher akzeptabel, dass man sich in die Haare bekommt, verzeiht, sich zusammenrauft.
  • Aus diesem Grund kann man in Freundschaften über viele Dinge offener reden, sich geben, wie man ist, ohne Angst vor Zurückweisung. Da man kein romantisches Interesse vor sich hat, ist man nicht so sehr bemüht darum, sich von der besten Seite zu zeigen. Klar, in einer idealen Welt müsste man das in einer Beziehung auch nicht. Aber ich habe hier noch nirgends ein Schild mit "Willkommen in Utopia" gesehen.
  • Ironischerweise kann genau diese Offenheit dagegen sprechen, mit einem guten Freund zusammenzukommen: Er weiß einfach zuviel. Stellt euch einen gehässigen Exfreund vor, der aufgrund einer vorangehenden Freundschaft sämtliche Ängste, Schwächen und Abgründe der Verflossenen kennt. Meine spontane Reaktion auf eine solche Vorstellung wäre: Kill it, kill it with fire!
  • Für Beziehungen und Freundschaften gelten unterschiedliche Auswahlkriterien. Grundsätzlich bildet bei beiden Sympathie die Basis, doch die Ausläufer in beide Richtungen können unterschiedlich aussehen. In Freundschaften, da man trotz der Nähe eine gewisse Distanz wahrt (siehe oben), kann man Kompromisse eingehen und stört sich auch nicht an Persönlichkeitsmerkmalen oder Eigenarten, die für eine romantische Beziehung Ausschlusskriterien wären. Bei Freundschaften ist man toleranter, da man der Person zwar nahesteht, aber nicht quasi am "Puls" ihrer Gefühls- und Gedankenwelt lebt.
  • Apropos Auswahlkriterien: Manchmal funkt es einfach nicht. Charakterlich passen die Menschen wunderbar zusammen, aber irgendein winziges Aber, irgendein Faktor X – nennen wir es Pheromone oder whatever – stellt sich quer. Oder es gibt Warnzeichen, bei denen man in einer Freundschaft ein Auge zudrückt, die sich aber zu vollwertigen Problemen entwickeln würden, ginge man eine Beziehung ein.
  • Nicht zuletzt kann es sein, dass die Frau so lange einem Selbstmitleidtrip ausgesetzt worden ist, dass sie sich vor lauter Schuldgefühlen nicht traut, mit einem Menschen, der als romantisches Interesse nun mal nicht in Frage kommt, komplett den Kontakt abzubrechen. Eben weil sie nicht als herzloser Succubus dastehen möchte, nur weil sie Dating-Auslagen für Essen gehen etc nicht sofort mit grenzenloser Liebe auszugleichen vermag.
  • Man glaubte es nicht: Auch unter den Frauen existieren Gefühlslegasthenikerinnen, die die Bemühungen des "Freundes" als Freundlichkeit abtun und die Absichten dahinter aus Naivität oder mangelndem Selbstbewusstsein (Was? Er? Steht auf MICH? Kann nicht sein!) nicht verstehen wollen oder können. Sie brauchen Anzeichen, die sich hundertprozentig mit den Listen aus Fraunenzeitschriften und Beziehungsblogs decken, die absolute Zustimmung ihrer Freundinnen und am besten eine notarielle Beurkundung des männlichen Gefühlszustands. Oder einfach nur, dass der Mann den Mund aufmacht.


Und wenn ich mit all meinen Freunden zusammenkäme ... bei wem könnte ich mich dann noch über die Macken des Partners ausheulen und mir Erfahrungstipps abolen? Jeder Mensch braucht einen Freund des anderen Geschlechts, zumindest um den Wahnsinn dieses anderen Geschlechts aus der Sicht eines Betroffenen besser verstehen zu können.


Donnerstag, 15. Januar 2015

Bullshit-Translator Beta

Disclaimer für alle Ironieverweigerer, deren Hobby es ist, sich angegriffen zu fühlen: Die folgenden Beispiele bedeuten nicht, dass in 100% der Fälle die gesprochenen Sätze tatsächlich der Bullshit-Übersetzung entsprechen. Solche Klischees kann man auch völlig aufrichtig von sich geben – aber es ist selten. Ich ertappe mich selbst dabei, schon mal einen oder mehrere dieser Sätze inbrünstig von mir gegeben zu haben, von daher, werft ruhig den ersten Stein.

"Ich habe im Moment sehr viel um die Ohren" – Du passt nicht so recht in mein Leben, weshalb ich deine Gesellschaft nur als Lückenfüller im äußersten Notfall akzeptiere, wenn ich absolut nichts Besseres mit meinem Leben anzufangen weiß. Wenn dieser Fall eintrifft, tue ich so, als hätte ich mir wahnsinnig Mühe gegeben, Zeit für dich freizuschaufeln. Wenn du dieses großzügige Angebot, mich zu bespaßen, nicht wahr nimmst, dann werde ich enttäuscht sein und so schnell keine Zeit mehr für dich haben.

"So etwas habe ich noch nie mit jemandem erlebt ..." - ...außer mit den Heerscharen an Gutgläubigen, denen ich genau das Gleich erzählt habe. Wer kann es mir verübeln, dass ich weit rumgekommen bin?

"Ich bin immer für dich da..." - ...wenn ich gerade nichts zum Lesen, Zocken, Unternehmen habe oder sonst niemand Interessantes zum Schreiben da ist. Dann werde ich halbherzig durch das querlesen, was du zu erzählen hast – natürlich nur lesen, denn dich anzurufen oder physisch für dich da zu sein, wäre zu viel des Guten. Ich habe heute ja auch noch was Wichtiges vor. Aber wenn du nicht sofort dein Herz vor mir ausschüttest, verurteile ich dich dafür, dass du dich mir nicht öffnest, obwohl ich dir doch allen Grund dazu gebe.


"Es ist nicht meine Schuld, dass du schlechte Erfahrungen mit den falschen Menschen gemacht hast! Mach mich dafür nicht verantwortlich und vergleiche mich nicht!" - Ebensowenig kann ich etwas dafür, wenn ich exakt genau die gleichen Dinge tue oder sage und identische Muster nachspiele wie all jene, die dir wehgetan haben. Purer Zufall, den dein traumatisiertes Gehirn in seiner Paranoia zu tiefgehenden Ähnlichkeiten aufbauscht. Tss, tss. Nur weil zwei Stück Obst das gleiche Aussehen, den gleichen Geschmack und die gleiche Konsistenz haben, müssen es noch lange nicht beides Äpfel sein! Du verallgemeinerst!"


"Ich bin treu/ehrlich/großzügig" – Show don't tell? Ist das ein Song von Queen? Wenn ich dir beim ersten Kennenlernen einen Katalog an meistersehnten (und selbstverständlichen) Qualitäten herunterbete, hast du gar keine andere Wahl, als von meiner perfekten Persönlichkeit beeindruckt zu sein. Warum sollte ich Zeit verschwenden, dir meine Tugenden durch irgendwelche aufwändigen Aktionen zu beweisen? Wenn ich sage, dass ich so und so bin, dann bin ich so oder so, das kannst du mir glauben. Denn ich bin schließlich ehrlich!


"Verstehe mich nicht falsch." - Lassen wir mal beiseite, dass mein Verhalten oder meine Worte für jeden mit logischem, gesundem Menschenverstand vollkommen eindeutig interpretierbar waren. Ich weiß, irgendwo in den verträumten Gefilden deines Hinterkopfs gibt es eine optimistischere Version, wie man das Geschehene beschönigen könnte. Also nutze sie gefälligst und verfalle nicht in deine Paranoia!


"Ich möchte dich wirklich kennen lernen. Ich warte auf dich, solange es sein muss." - In meinem Kopf tickt bereits ein Countdown, der immer schneller läuft, wenn unsere Kommunikation nicht meinen Erwartungen entspricht. Wenn unsere Beziehung sich nicht in der von mir erwarteten Zeit entwickelt, verliere ich meine Geduld und werde, nachdem ich mich erfolgreich nach anderweitiger Unterhaltung umgeschaut habe, dich abstoßen, weil du zu lange gebraucht hast, dich mir passend zu machen.


"Ich habe viel Scheiße erlebt." - Deswegen stürme ich als eine Art fehlgesteuerter Karma-Ersatz durchs Leben und tue Leuten, die überhaupt nichts für meine Vergangenheit können, das an, was mir (vermeintlich) angetan wurde. Aber du musst Verständnis haben, denn ich mache es nicht aus böser Absicht, es ist nur der Selbstschutz eines traumatisierten Wesens, wenn ich mich (durch deine Zuneigung, deinen Wunsch nach Nähe, nach etwas Ernsthaftem, nach weniger Lügen) bedroht fühle. Ich wurde so sehr verletzt ...

Die Liste wird bei Input gerne erweitert, eventuell ergänzt durch einige Anekdoten, die zu diesem Artikel beigetragen haben. 


Freitag, 26. Dezember 2014

Was nicht unter dem Weihnachtsbaum lag

    Wie es jedes Weihnachten aufs Neue Millionen von Menschen feststellen: Der Weihnachtsmann ist ein schrecklicher Materialist. Das Ergebnis: Anstatt von Dingen, die man wirklich in seinem Leben als homo sapiens gebrauchen könnte, bekommt man Küchengeräte. Oder iPods. Oder Gutscheine. Oder Selbsthilfebücher darüber, wie man ein erfolgreicher, unwiderstehlicher, Zuversicht ausstrahlender homo sapiens wird. Aber wenn wir schon bei unnötigen Alltags-Gimmicks sind – wie wäre es mit ein paar Ideen, wie man den Raum unter dem Weihnachtsbaum NICHT in eine Halde zerbrochener Träume verwandelt? Hier eine kleine Liste, denn das nächste Fest kommt bestimmt.

  • Ein Soziopathen-Scanner
    Nicht immer erkennt man diese (brech-)reizenden Zeitgenossen an einem "The Shining"-reifen Zähneblecken oder einer bluttriefenden Axt. Bei einem blauäugigen wandelnden Helferkomplex wie mir ist ein guter Indikator die klebrige Pfütze aus Mitgefühl und Verbundenheit, in die ich mich angesichts ihrer "Sob Story" über herzlose Eltern, psychotische Exfreundinnen und tyrannische Chefs (allesamt perfekte Weichspüler für die Sozio-Gehirnwäsche) verwandele. Praktisch wäre ein kleines Gedankenlese-Gerät, das bei erkannter Gefahr nicht nur warnend blinkt, sondern mich automatisch ganz, ganz weit weg beamt – in die Gesellschaft normaler Menschen, zum Beispiel.

  • Gerne in einem Geschenke-Set mit dem oben stehenden Wunsch: Ein Vorrat an Pflöcken, um sie in das nicht vorhandene Herz emotionaler Vampire rammen zu können. Hach, bin ich wieder dramatisch, und das sogar nüchtern.

  • Einen Liebeszauber für Katzen
    Wer braucht schon Menschen, wenn man die aufrichtige Liebe einer Samtpfote gewinnen kann? Wenn die Katze nicht nur zu einem kommt, wenn sie futtern möchte. Einen nicht nur dann tretelt, wenn diese süßen Pfötchen Minuten zuvor in benutzem Streu gewühlt haben (I see what you did there!) Und sich mal knuddeln lässt, ohne erst sich panisch zu sträuben und dann apathisch und ergeben zu schnurren.

  • Eingebauter Spamfilter für ALLE Arten der Online-Kommunikation
    Besonders für Online-Dating-Plattformen, damit vielsagende Anfragen von Unbekannten im Tenor von "Hi, na, alles klar" bis hin zu "Ich kenne dich zwar nicht bis auf ein verwackeltes Foto und einen nichtssagenden Einzeiler in deiner Profilbeschreibung, aber ich finde dich unglaublich scharf und möchte diesen Umstand mit dir in einem regen Nachrichtenwechsel eruieren" im Daten-Limbo landen, ohne den Glauben des Empfängers an die Menschheit negativ zu beeinflussen. Für Facebook würde sich ein selektiver Spam-Filter anbieten, der Bilder von matschigen Mahlzeiten, Verlobungsringen und ungepflegten Haustieren sowie ominöse Rants über die Schlechtigkeit der Menschheit aus der weisen Tastatur von Teenagern aus der Timeline verschwinden lässt.

  • Ein reversibler Magen-Bypass für die Feiertage
    Selbsterklärend!

Donnerstag, 10. Juli 2014

Der trveste Baukasten der Welt

Willkommen im Auffangbecken in der Empfangsstation für verlorene Seelen! Bisher bist du durch dieses Leben geirrt, ohne jemals einen Sinn darin gesehen zu haben. Niemanden gab es, dem du dich anvertrauen konntest – bis jetzt!
Beantworte die unten stehenden Thesen ehrlich (ja, ich weiß, Ehrlichkeit als Tugend ist in unserer Welt lange ausgestorben – nur hier lebt sie fort, mir kannst du vertrauen, Ehrenwort!) und du wirst zu der Erkenntnis gelangen, warum dein ganzes Leben lang etwas mit dir nicht gestimmt hat.


Die Häkchen in der ausgedruckten Checkliste sind ausschließlich mit dem eigenen Blut auszufüllen (notfalls geht auch das Blut eines Haustiers, das eigens dafür aus einer behaglichen Zoohandlung entführt wurde) – alles andere ist nur was für Poser!


Nun, fangen wir an.


Wir sind uns einig, dass die inneren Werte mehr aussagen als Äußerlichkeiten, deswegen beginnen wir mit einer Untersuchung deiner Seelenlandschaft.
  • Du bist anders, fremd, unangepasst an dieses Leben
  • Deshalb fühlst du dich von der Welt unverstanden
  • ... denn die Welt besteht nur aus intoleranten, langweiligen Idioten, denen du geistig schon lange überlegen bist
  • Du wirst/wurdest dein ganzes Leben gemobbt – von Klassenkameraden, Familie, deinen Haustieren
  • Du warst mehrmals unglücklich verliebt
  • Unglücklich verliebt, was ist das für eine Verharmlosung?! Dir wurde das Herz noch blutend rausgerissen, zertrampelt, zerschlagen, sodass nur noch eine klaffende Wunde voller Schwärze bleibt – so besser?
  • Dennoch ist dein Sinn für Romantik ungebrochen und du lebst ihn fortan in einer finsteren Traumwelt aus, die sich in Victoria-Frances-Postern manifestiert
  • Du bist – wer könnte es erahnen – aus oben genannten Gründen hochgradig depressiv und seelisch zerrissen, sodass jede Online-Diagnose einer psychischen Krankheit dir wie aus der Seele spricht


Hobbies, mit denen du dir die Zeit vertreibst, um für einige Stunden der Tristesse dieses sinnlosen Lebens zu entfliehen:
  • Cosplay
  • LARP
  • Gedichte/Songtexte schreiben
  • Die Songtexte auf einem Musikinstrument deiner Wahl, das du angefangen hast zu lernen, musikalisch untermalen
  • Dich anderweitig künstlerisch betätigen
  • Computer spielen (mit Vorliebe Fantasy-Rollenspiele)
  • Eine exotische Sportart, die wehtut
  • Lesen (auch Fantasy – oder Rosamunde-Pilcher-Liebesgeschichten, aber psst!)
  • Yu-Gi-Oh, Magic o.Ä.
  • Fastfood essen
  • Internet
  • Internet
  • Internet


Als geborener Ästhet wirst du mir zustimmen, dass bei all den inneren Werten auch das Äußere ein Wesen (Mensch wäre ja eine Beleidigung) definiert. Wie siehst du aus?
  • Schwarz lackierte Fingernägel
  • Schwarz gefärbte Haare
  • Übergewichtig/dünn und mit nicht nennenswerter Muskelmasse
  • Nietanaccessoires
  • Hoodies/Bandshirts, die mal schwarz waren, aber da deine Eltern neben ihrer generellen Erziehungs-Unfähigkeit nicht in der Lage sind, Perwoll Schwarz zu besorgen, inzwischen zu einem Dunkelgrau verbleicht sind – Entropie, Entropie überall!
  • Patchouli-Parfüm


Du hast so viele Punkte ankreuzen müssen, dass du bereits wie Meeresrauschen die Sirenen des nahenden Krankenwagens hört, der dich wegen Blutverlust in die Notaufnahme bringen wird? Bevor du im Tod endlich deine Erlösung findest, lass dir noch eine letzte Offenbarung mit auf den Weg ins Luis-Royo-Nirvana geben!


Trommelwirbel ...
... äh, ich meine natürlich, dramatische Streicher, klagende Frauenstimmen und schwere Bässe ...
Herzlichen Glückwunsch!

Du bist genau wie alle anderen auch!